Sicherlich kennst Du die Metaphern
„Carpe Diem – Nutze den Tag“, „Lebe jeden Tag so, als ob es
Dein letzter wäre“, „Heute ist der erste Tag vom Rest Deines
Lebens“. Früher fand ich diese Phrasen ziemlich abgedroschen, kann
ich mich doch noch an eine Zeit erinnern in der gefühlt jeder zweite
„Carpe Diem“ ´, als Lieblingszitat hatte. Doch steckt auch hier
natürlich ein gutes Körnchen Wahrheit drin.
In diesem Abschnitt
möchte ich mit Dir gemeinsam schauen, wie Dein Leben am Ende denn
ausschauen könnte. Hast Du Dir einmal Gedanken darüber gemacht, wie
Dein Lebensende aussehen soll? Auf was möchtest Du zurück blicken
können, was möchtest Du geschaffen haben, was sollen andere
Menschen über Dein Leben denken, etc.? Um Dir das Nachdenken zu
erleichtern, gibt es wieder verschiedene Bilder, die sich etabliert
haben und die ich Dir gleich vorstellen möchte. Allen diesen Bildern
ist die Post-Mortem-Analogie inhärent. Niemand weiß, was nach dem
Tod kommt, aber wäre es (für die Verfechter der These, dass der Tod
nicht das Ende ist) nicht entzückend das eigene Leben in der
Wiederholungsschleife sehen zu können? Wie das Leben danach aussehen
könnte erkläre ich Dir gleich. Wir werden, entgegen der
„Nutze-den-Tag-Philosophie“, Dein Leben mal von hinten nach vorne
betrachten. Der erste Punkt befasst sich zwar nicht direkt mit „dem
Leben danach“, fügt sich aber dennoch in das Gesamtkonzept dieses
Artikels ein.
1. Die Beerdigung
Stelle Dir vor, Du nimmst teil an
Deiner eigenen Beerdigung. Dein Lebenspartner, bester Freund, Kind,
oder wer auch immer Dir nahe steht, hält Deine Beerdigungsrede. Was
möchtest Du, dass über Dich gesagt wird? „Er war ein Tunichtgut
und Taugenichts, der viel angefangen, aber nichts beendet hat“,
„Sie hatte so viel Potenzial, aber hat es einfach nie zu nutzen
gewusst“, „Schade, dass er uns nicht mal genug hinterlassen hat,
um die Beerdigung bezahlen zu können“? Oder doch eher Dinge, wie
„Sie hat uns so viel gegeben und alles was sie angepackt hat, hat
sie so lange bearbeitet, bis es gepasst hat“, „selbst die
schwierigsten Aufgaben und Probleme hat er mit seinem unermüdlichen
Leistungswillen und seiner Disziplin gemeistert“, „das
Wertvollste, was sie in ihrem Leben zu geben hatte, war die
unerschütterliche Liebe ihrer Familie und Freunden gegenüber“?
2. Der
Museumsbesuch
Stelle Dir vor, dass jeder Tag den Du
verlebst, in einem Museum verewigt würde, und Du der Museumsführer
durch Dein eigenes Leben bist. Jeder Tag, den Du mit Deinen Liebsten
verbracht hast, den Du gelacht hast, den Du genossen hast, den Du
vollen Elan verlebt hast, den Du effektiv und effizient für die
Dinge genutzt hast, die Dir wichtig sind, der Dein Leben bereichert
hat, hängt hier in Form von Bilder und Gemälden aus. Und natürlich
hängt hier ebenso jeder Tag, den Du verschwendet hast, den Du zu
viel gearbeitet hast, statt bei Deiner Familie zu sein, an dem Du
Deinen Körper mehr geschädigt hast, als ihm Gutes zu tun, an dem Du
hättest Positives tun können, Dich aber dagegen entschieden hast.
Möchtest Du auf der Führung durch Dein Museum also mehr positive
oder mehr negative Tage vorzeigen können?
3. Der Filmregisseur
Stelle Dir vor Du sitzt in einem
Kinosaal mit allen Familienangehörigen, Freunden, Kollegen und
allgemein allen Menschen, die Dir im Leben etwas bedeuten und mit
denen Du Deinen Lebensweg beschreitest. Das Licht geht aus und auf
der Leinwand erscheint Dein Film, der Film Deines Lebens. Alle
Facetten, von der Wiege bis zur Bahre, sind in Ton und Bild
festgehalten. Emotionale Momente werden mit emotionaler Musik
unterlegt, freudige Momente mit Deiner Lieblingsmusik und traurige
Momente mit bedrückender Musik. Auch hier wieder die Frage, möchtest
Du lieber einen Film in dem nichts, oder nur wenig, Spannendes
passiert und das Anschauen Dir wie eine Ewigkeit vorkommt, oder
lieber einen fesselnden Film voller Höhen (und Tiefen) haben?
4. Der Kreuzfahrtkapitän
Stelle Dir vor, Du bist Kapitän auf
Deinem eigenen Kreuzfahrtschiff. Die Passagiere sind alle Menschen,
die Du in Deinem Leben lieb gewonnen hast. Das Ziel Deines Schiffes
sind die Stationen Deines Lebens. Jede Insel, die Du ansteuerst
markiert einen Lebensabschnitt. Traumhaft sonniges Wetter (oder wenn
Dir der Winter besser gefällt, wunderschöne Schneekulissen) auf den
Inseln, in denen es Dir gut ging und Du Dich über Dein Leben gefreut
hast. Taifunartige Regenfälle, unangenehme Kälte und ein wenig
ansprechendes Wetter hingegen auf den Inseln, wenn Dein Leben mal
nicht so verlief, wie Du es Dir vorgestellt hast. Leider kannst Du
nicht entscheiden, wie lange Du auf jeder einzelnen Insel verbleiben
möchtest. Denn dies richtet sich danach, wie lange Du in Deinem
Leben in den jeweiligen Abschnitten verweilt hast. Was ist Dir
lieber, Deinen „Urlaub“ mit schlechtem Wetter und wenig Spaß zu
verbringen, oder fabelhafte Witterungsverhältnisse und Freude ohne
Ende zu haben?
5. Der Vergnügungspark
Stelle Dir vor, zum Andenken an Dein
Leben wird ein Vergnügungspark errichtet. Die einzelnen Attraktionen
und Geschäfte richten sich danach, wie Du Dein Leben gelebt hast.
Hast Du Dich etwa schlecht um Deinen Körper gekümmert, Dein
einziges Gemüse am Tag waren die Gurken auf dem Cheeseburger, als
sportliche Höchstleistungen konnte schon das Treppensteigen in den
dritten Stock betrachtet werden, war das Verlangen nach Alkohol und
Zigaretten größer, als die körperliche Befriedigung nicht abhängig
zu sein? (Nicht, dass der Gedanke aufkommt, ich würde all diese
Dinge per se verteufeln, aber die Menge macht bekanntlich das Gift)
Oder hast Du viel mehr nach der Maxime gelebt „mein Körper ist ein
Tempel“? Je nachdem hast Du entweder eine fettmachende und
ungesunde Fressbude neben der anderen, oder kulinarische
Köstlichkeiten, die nicht nur Deine Geschmacksknospen zum Beben
bringen, sondern über dies hinaus auch noch nahrhaft und gesund
sind. Ebenso die Attraktionen, sollen sich hier heruntergekommene
Gruselkabinetts und marode Achterbahnen an einander reihen, oder
sollen diese hochmodern mit allem Schnick und Schnack sein, bei denen
der Spaßfaktor auf einer Skala von 1 bis 10 eine 11 erreicht?
Diese Ideen, was wäre wenn Dein Leben
zu Ende ist, könnte man nun noch beliebig weiter führen. Ich denke
Dir wird mit Sicherheit etwas einfallen, was Dir am Besten gefallen
könnte (vielleicht ein Restaurant, ein immerwährender
Parkspaziergang, ein Anime, ein Buch, etc.). Wie ich eingangs
schrieb, rollen wir das Ganze von hinten auf. Denn nun kommen wir vom
Gedankenkonstrukt zur Realisation. Damit nämlich Dein Leben so
glücklich enden kann, bzw. Deine post-mortem-Wunschvorstellung so
schön, wie irgend möglich wird, musst Du schon heute etwas dafür
tun. Wie viele Tage Deines Lebens hast Du bereits vergeudet, die Du
viel besser hättest verbringen können? Wie viele Situationen sind
nicht so verlaufen, wie Du es Dir vorgestellt hast, weil Du nicht die
notwendige Disziplin an den Tag gelegt hast? Wie viele Male hast Du
falsche Prioritäten gesetzt und Dinge getan, die sich im Nachhinein
mehr negativ, als positiv herausgestellt haben? Nicht, dass Du mich
falsch verstehst, ich möchte Dich keineswegs dazu animieren nicht
auch mal die Seele baumeln, Dich treiben zu lassen, oder den
Augenblick zu genießen, denn bereits John Lennon sagte „Zeit die
wir zu verschwenden genießen, ist nicht verschwendet“. Allerdings
solltest Du auch bedenken, wenn Du etwas erreichen möchtest im Leben
(was das ist, kannst nur Du selbst bestimmen), dann musst Du dafür
auch etwas tun.
Abschließen möchte ich mit einigen
Fragen, die Du Dir jeden Tag, ob morgens oder abends, stellen kannst,
um zu beurteilen, ob dieser Tag in der Zusammenfassung Deines Lebens
einen niedrigen oder hohen Stellenwert genießt. Du musst natürlich
nicht explizit jeden Tag zu einem guten Tag machen, doch wenn Du zu
viele Tage hintereinander zu dem Schluss kommst, dass Dein Leben
gerade nicht so verläuft, wie Du es gern hättest, dann solltest Du
an einer Veränderung arbeiten.
Fragen für den Tag:
- Kann ich mit den Ergebnissen des heutigen Tages zufrieden sein?
- War heute ein produktiver Tag?
- Bin ich heute meinem Ziel näher gekommen?
- Ist heute ein guter Museumstag?
- Habe ich das erreicht, was ich mir vorgenommen habe?
- Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich für heute geplant habe?” - Steve Jobs
- Hat diese Szene meines Lebens eine traurige oder freudige Melodie verdient?
- Habe ich diesen Tag genossen, und wenn ja, wie?
- Habe ich meinen Liebsten so viel Aufmerksamkeit schenken können, wie sie es verdient haben?
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