Sonntag, 7. September 2014

Wie soll Dein Leben enden?

Sicherlich kennst Du die Metaphern „Carpe Diem – Nutze den Tag“, „Lebe jeden Tag so, als ob es Dein letzter wäre“, „Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens“. Früher fand ich diese Phrasen ziemlich abgedroschen, kann ich mich doch noch an eine Zeit erinnern in der gefühlt jeder zweite „Carpe Diem“ ´, als Lieblingszitat hatte. Doch steckt auch hier natürlich ein gutes Körnchen Wahrheit drin.
In diesem Abschnitt möchte ich mit Dir gemeinsam schauen, wie Dein Leben am Ende denn ausschauen könnte. Hast Du Dir einmal Gedanken darüber gemacht, wie Dein Lebensende aussehen soll? Auf was möchtest Du zurück blicken können, was möchtest Du geschaffen haben, was sollen andere Menschen über Dein Leben denken, etc.? Um Dir das Nachdenken zu erleichtern, gibt es wieder verschiedene Bilder, die sich etabliert haben und die ich Dir gleich vorstellen möchte. Allen diesen Bildern ist die Post-Mortem-Analogie inhärent. Niemand weiß, was nach dem Tod kommt, aber wäre es (für die Verfechter der These, dass der Tod nicht das Ende ist) nicht entzückend das eigene Leben in der Wiederholungsschleife sehen zu können? Wie das Leben danach aussehen könnte erkläre ich Dir gleich. Wir werden, entgegen der „Nutze-den-Tag-Philosophie“, Dein Leben mal von hinten nach vorne betrachten. Der erste Punkt befasst sich zwar nicht direkt mit „dem Leben danach“, fügt sich aber dennoch in das Gesamtkonzept dieses Artikels ein.


1. Die Beerdigung

Stelle Dir vor, Du nimmst teil an Deiner eigenen Beerdigung. Dein Lebenspartner, bester Freund, Kind, oder wer auch immer Dir nahe steht, hält Deine Beerdigungsrede. Was möchtest Du, dass über Dich gesagt wird? „Er war ein Tunichtgut und Taugenichts, der viel angefangen, aber nichts beendet hat“, „Sie hatte so viel Potenzial, aber hat es einfach nie zu nutzen gewusst“, „Schade, dass er uns nicht mal genug hinterlassen hat, um die Beerdigung bezahlen zu können“? Oder doch eher Dinge, wie „Sie hat uns so viel gegeben und alles was sie angepackt hat, hat sie so lange bearbeitet, bis es gepasst hat“, „selbst die schwierigsten Aufgaben und Probleme hat er mit seinem unermüdlichen Leistungswillen und seiner Disziplin gemeistert“, „das Wertvollste, was sie in ihrem Leben zu geben hatte, war die unerschütterliche Liebe ihrer Familie und Freunden gegenüber“?


2. Der Museumsbesuch

Stelle Dir vor, dass jeder Tag den Du verlebst, in einem Museum verewigt würde, und Du der Museumsführer durch Dein eigenes Leben bist. Jeder Tag, den Du mit Deinen Liebsten verbracht hast, den Du gelacht hast, den Du genossen hast, den Du vollen Elan verlebt hast, den Du effektiv und effizient für die Dinge genutzt hast, die Dir wichtig sind, der Dein Leben bereichert hat, hängt hier in Form von Bilder und Gemälden aus. Und natürlich hängt hier ebenso jeder Tag, den Du verschwendet hast, den Du zu viel gearbeitet hast, statt bei Deiner Familie zu sein, an dem Du Deinen Körper mehr geschädigt hast, als ihm Gutes zu tun, an dem Du hättest Positives tun können, Dich aber dagegen entschieden hast. Möchtest Du auf der Führung durch Dein Museum also mehr positive oder mehr negative Tage vorzeigen können?


3. Der Filmregisseur

Stelle Dir vor Du sitzt in einem Kinosaal mit allen Familienangehörigen, Freunden, Kollegen und allgemein allen Menschen, die Dir im Leben etwas bedeuten und mit denen Du Deinen Lebensweg beschreitest. Das Licht geht aus und auf der Leinwand erscheint Dein Film, der Film Deines Lebens. Alle Facetten, von der Wiege bis zur Bahre, sind in Ton und Bild festgehalten. Emotionale Momente werden mit emotionaler Musik unterlegt, freudige Momente mit Deiner Lieblingsmusik und traurige Momente mit bedrückender Musik. Auch hier wieder die Frage, möchtest Du lieber einen Film in dem nichts, oder nur wenig, Spannendes passiert und das Anschauen Dir wie eine Ewigkeit vorkommt, oder lieber einen fesselnden Film voller Höhen (und Tiefen) haben?


4. Der Kreuzfahrtkapitän

Stelle Dir vor, Du bist Kapitän auf Deinem eigenen Kreuzfahrtschiff. Die Passagiere sind alle Menschen, die Du in Deinem Leben lieb gewonnen hast. Das Ziel Deines Schiffes sind die Stationen Deines Lebens. Jede Insel, die Du ansteuerst markiert einen Lebensabschnitt. Traumhaft sonniges Wetter (oder wenn Dir der Winter besser gefällt, wunderschöne Schneekulissen) auf den Inseln, in denen es Dir gut ging und Du Dich über Dein Leben gefreut hast. Taifunartige Regenfälle, unangenehme Kälte und ein wenig ansprechendes Wetter hingegen auf den Inseln, wenn Dein Leben mal nicht so verlief, wie Du es Dir vorgestellt hast. Leider kannst Du nicht entscheiden, wie lange Du auf jeder einzelnen Insel verbleiben möchtest. Denn dies richtet sich danach, wie lange Du in Deinem Leben in den jeweiligen Abschnitten verweilt hast. Was ist Dir lieber, Deinen „Urlaub“ mit schlechtem Wetter und wenig Spaß zu verbringen, oder fabelhafte Witterungsverhältnisse und Freude ohne Ende zu haben?


5. Der Vergnügungspark

Stelle Dir vor, zum Andenken an Dein Leben wird ein Vergnügungspark errichtet. Die einzelnen Attraktionen und Geschäfte richten sich danach, wie Du Dein Leben gelebt hast. Hast Du Dich etwa schlecht um Deinen Körper gekümmert, Dein einziges Gemüse am Tag waren die Gurken auf dem Cheeseburger, als sportliche Höchstleistungen konnte schon das Treppensteigen in den dritten Stock betrachtet werden, war das Verlangen nach Alkohol und Zigaretten größer, als die körperliche Befriedigung nicht abhängig zu sein? (Nicht, dass der Gedanke aufkommt, ich würde all diese Dinge per se verteufeln, aber die Menge macht bekanntlich das Gift) Oder hast Du viel mehr nach der Maxime gelebt „mein Körper ist ein Tempel“? Je nachdem hast Du entweder eine fettmachende und ungesunde Fressbude neben der anderen, oder kulinarische Köstlichkeiten, die nicht nur Deine Geschmacksknospen zum Beben bringen, sondern über dies hinaus auch noch nahrhaft und gesund sind. Ebenso die Attraktionen, sollen sich hier heruntergekommene Gruselkabinetts und marode Achterbahnen an einander reihen, oder sollen diese hochmodern mit allem Schnick und Schnack sein, bei denen der Spaßfaktor auf einer Skala von 1 bis 10 eine 11 erreicht?


Diese Ideen, was wäre wenn Dein Leben zu Ende ist, könnte man nun noch beliebig weiter führen. Ich denke Dir wird mit Sicherheit etwas einfallen, was Dir am Besten gefallen könnte (vielleicht ein Restaurant, ein immerwährender Parkspaziergang, ein Anime, ein Buch, etc.). Wie ich eingangs schrieb, rollen wir das Ganze von hinten auf. Denn nun kommen wir vom Gedankenkonstrukt zur Realisation. Damit nämlich Dein Leben so glücklich enden kann, bzw. Deine post-mortem-Wunschvorstellung so schön, wie irgend möglich wird, musst Du schon heute etwas dafür tun. Wie viele Tage Deines Lebens hast Du bereits vergeudet, die Du viel besser hättest verbringen können? Wie viele Situationen sind nicht so verlaufen, wie Du es Dir vorgestellt hast, weil Du nicht die notwendige Disziplin an den Tag gelegt hast? Wie viele Male hast Du falsche Prioritäten gesetzt und Dinge getan, die sich im Nachhinein mehr negativ, als positiv herausgestellt haben? Nicht, dass Du mich falsch verstehst, ich möchte Dich keineswegs dazu animieren nicht auch mal die Seele baumeln, Dich treiben zu lassen, oder den Augenblick zu genießen, denn bereits John Lennon sagte „Zeit die wir zu verschwenden genießen, ist nicht verschwendet“. Allerdings solltest Du auch bedenken, wenn Du etwas erreichen möchtest im Leben (was das ist, kannst nur Du selbst bestimmen), dann musst Du dafür auch etwas tun.

Abschließen möchte ich mit einigen Fragen, die Du Dir jeden Tag, ob morgens oder abends, stellen kannst, um zu beurteilen, ob dieser Tag in der Zusammenfassung Deines Lebens einen niedrigen oder hohen Stellenwert genießt. Du musst natürlich nicht explizit jeden Tag zu einem guten Tag machen, doch wenn Du zu viele Tage hintereinander zu dem Schluss kommst, dass Dein Leben gerade nicht so verläuft, wie Du es gern hättest, dann solltest Du an einer Veränderung arbeiten.

Fragen für den Tag:

  • Kann ich mit den Ergebnissen des heutigen Tages zufrieden sein?
  • War heute ein produktiver Tag?
  • Bin ich heute meinem Ziel näher gekommen?
  • Ist heute ein guter Museumstag?
  • Habe ich das erreicht, was ich mir vorgenommen habe?
  • Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich für heute geplant habe?” - Steve Jobs
  • Hat diese Szene meines Lebens eine traurige oder freudige Melodie verdient?
  • Habe ich diesen Tag genossen, und wenn ja, wie?
  • Habe ich meinen Liebsten so viel Aufmerksamkeit schenken können, wie sie es verdient haben?


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