Mittwoch, 23. Juli 2014

Entscheidungsfreude

Tagtäglich treffen wir tausende von Entscheidungen, ob wir das nun wollen oder nicht. Oftmals können wir uns gar nicht dagegen verwehren, da über 70% unserer Entscheidungen unbewusst getroffen werden. Diese unbewussten Entscheidungen basieren auf unseren Erfahrungen und den daraus resultierenden Verhaltensweisen und Automatismen.
Der Spruch, “Fahrradfahren verlernt man nicht” beschreibt die erlernten Automatismen recht gut. Wenn Du vergleichst, wie schwierig Deine ersten Fahrradfahrversuche waren und wie einfach es heute ist, erkennst Du sofort was ich meine. Ebenso das Autofahren, oder auch einfach nur das Gehen. Das sind alles Tätigkeiten, die wir einmal erlernen mussten und nun einfach abrufen können. Was hat das nun aber mit (unbewussten) Entscheidungen zu tun? Beim ersten Mal Autofahren weist Du Deine einzelnen Körperteile bewusst an, Dinge zu erledigen: in den Spiegel schauen, schalten, kuppel, Blinker setzen, Gas geben, etc. Nach einer Weile, wenn Du ausreichend Praxiserfahrung gesammelt hast, laufen diese Prozesse vollautomatisch ab und manchmal wunderst Du Dich, dass Du bereits am Ziel angekommen bist, ohne den Fahrtverlauf wirklich realisiert zu haben.
Beispielsweise bastelst Du Dir auf dem Weg zur Kaufhalle die Einkaufsliste zusammen und denkst gar nicht wirklich über’s Fahren nach. Es gibt auch die These, dass wir gar keine freien Willensentscheidungen treffen, sondern wir nur durch unser limbisches System gesteuert werden. Auf diesen Sachverhalt möchte ich hier aber nicht weiter eingehen, sondern nur kurz auf das so genannte Bauchgefühl. Sicherlich kennst Du das auch, Du befindest Dich in einer Situation, die viel zu schön klingt um Wahr zu sein. Allerdings grummelt es in Deiner Bauchgegend bei dem Gedanken an die Resultate. Das kann daher resultieren, dass Dein Unterbewusstsein Dir suggerieren möchte, dass es besser ist von der Idee abzulassen. Bei egoistischen Zielen, zum Beispiel auf dubiose Art schnell Geld zu verdienen, solltest Du stets auf Dein Bauchgefühl hören. Bei nicht - egoistischen Zielen kann es allerdings ratsam sein, eher rational zu entscheiden. Oftmals ist es auch so, dass wir uns nicht entscheiden können, oder wollen. Wenn Du zum Beispiel mit Deinem Partner abends im Restaurant sitzt und Dich nicht zwischen Pizza oder Pasta entscheiden kannst und einfach den Kellner fragst, was er Dir denn empfehlen würde. Auch in dieser Situation hast Du eine Entscheidung getroffen, nämlich die, die nicht zu entscheiden. Wir können uns nicht “nicht - entscheiden”, sondern treffen immer eine Wahl. Es ist in den meisten Fällen besser, sich für eine Sache zu entscheiden, an statt jemand anderen, den Zufall, das Schicksal, oder was auch immer entscheiden zu lassen. Damit geben wir nämlich ein Stück unserer eigenen Freiheit ab und lassen uns fremd bestimmen. Ebenso ist eine einmal getroffene Entscheidung in dem Moment in dem wir sie treffen niemals falsch. Erst im Nachhinein wird erkennbar, ob die getroffene Entscheidung “gut” oder “schlecht” gewesen ist. Nehmen wir wieder ein etwas provokantes Beispiel. Du wirst gerade Zeuge eines Motoradunfalls direkt vor Dir und bist als Ersthelfer vor Ort. Der Erste - Hilfe - Kurs ist schon ein paar Jahre her und Du kannst Dich nicht erinnern, was zu tun ist. Nun stehst Du vor der Entscheidung Helm abnehmen oder Helm nicht abnehmen, stabile Seitenlage oder besser nicht, den verwundeten vom Motorrad wegbringen, da dieses in Flammen aufgehen könnte, oder nicht. Egal, was Du in diesem Falle tust, Du kannst im Nachhinein nicht für die eventuellen körperlichen Folgen haftbar gemacht werden. Solltest Du allerdings gar nichts machen, kannst Du wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden. Und selbst, wenn wir den rechtlichen Aspekt außen vor lassen, so ist da immernoch der mentale Aspekt. Eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als “falsch” herausstellt, kannst Du immer noch leichter vertreten, als die Konsequenzen einer nicht getätigten Entscheidung. Zusammenfassend können wir festhalten:

  • viele unserer Entscheidungen treffen wir unbewusst auf Grund unserer Erfahrungen und Automatismen
  • in kniffligen Situationen auf das eigene Bauchgefühl zu hören ist meistens die bessere Wahl
  • eine Entscheidung, die wir treffen, ist in dem Moment immer korrekt
    • erst im Nachhinein, kann rückblickend geprüft werden, ob diese “richtig” oder “falsch” war
  • wir können uns nicht “nicht - entscheiden”
    • eine Entscheidung selbst zu treffen ist meistens besser, als diese dem Schicksal oder jemand anderem zu überlassen

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