Dienstag, 16. September 2014

Der Denker und der Beweisführer

William James, einer der bekanntesten amerikanischen Psychologen, traf einmal eine alte Dame und berichtete von dieser Begegnung. Das Gespräch drehte sich darum, dass die alte Dame der festen Überzeugung war, die Erde werde von einer riesigen Schildkröte getragen. Auf die Frage hin, worauf denn diese Schildkröte stünde, erwiderte die alte Dame,
das diese wiederum auf dem Rücken einer weiteren Schildkröte stünde. Die alte Dame erkannte recht schnell, dass James sie mit Hilfe logischer Schlussfolgerungen versuchte in eine Falle zu locken. Bevor er weiter nachhaken konnte, meinte sie, eine Schildkröte steht auf der nächsten und immer so weiter.

Die Weltanschauung der alten Dame basiert wohl auf religiösen Ansichten, denn es gibt Völker auf der Erde, die eben jene Vorstellung haben, dass die Erde auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte ruht. Soweit, so gut, doch was hat diese Geschichte mit dem Titel dieses Abschnitts zu tun? Wilson möchte mit dieser Geschichte auf einen Gedanken aufmerksam machen, der besagt, dass unser Gehirn in zwei Hälften aufgeteilt werden kann. Diese Idee ist auf Dr. Leonard Orr zurück zu führen. Er unterteilt das Gehirn in zwei Hälften, den Denker und den Beweisführer. Der Denker kann alles denken, was er möchte. Der Beweisführer hingegen sammelt und findet Beweise, um dieses Denkmuster zu bestätigen. Der Beweisführer folgt also dem Denker. Was der Denker denkt, das wird der Beweisführer beweisen. Wieder einmal möchte ich Dich an Deine Metaprogramme und Wahrnehmungsfilter erinnern. Du hast gelernt, dass wenn Du Dich auf eine Sache konzentrierst, Dir viel mehr Dinge in der Dich umgebenden Welt auffallen, die mit dieser einen Sache zu tun haben. Beim Denker und Beweisführer gestaltet sich die ganze Sache ähnlich.
Nehmen wir einmal an, Du bist der festen Überzeugung, dass es zwingend erforderlich ist, Deine Kinder gegen bestimmte Krankheiten impfen zu lassen. Da Dein Denker fest an diese Tatsache glaubt, legt Dein Beweisführer alles daran, dies zu beweisen. Umgekehrt wäre es so, wenn Du ein absoluter Impfgegner bist, wird Dein Beweisführer alles daran setzen, Beweise für diese Aussage zu finden.

Gehen wir ein Stück in der Geschichte zurück. Ich möchte Dir zwei Begebenheiten erzählen, die aus einer Zeit stammen, als die Menschheit noch dachte, die Erde wäre der Mittelpunkt des Universums. Wie Du weißt, dreht sich unsere geliebte Erde um einen riesigen Gasklumpen, die Sonne. Früher waren die Menschen allerdings der Ansicht, dass es eben genau andersherum ist, nämlich dass sich die Sonne um die Erde dreht. Bevor das geozentrische Weltbild vom heliozentrischen Weltbild abgelöst wurde, waren die Menschen, auf Grund ihrer Sinneswahrnehmungen, eben der Meinung, dass die Erde still steht und alle anderen Sterne am Himmel sich um die Erde drehen. Immerhin geht die Sonne ja auch im Osten auf und im Westen unter. Noch viel früher waren die Menschen einem weiteren Trugschluss aufgesessen, nämlich, dass die Erde eine Scheibe ist. Für die damaligen Menschen war es unvorstellbar, dass die Erde gewölbt und rund sein könnte. Vergleicht man die Größe des Menschen mit der Größe der Erdkugel, ist dieser Gedanke auch recht nahe liegend, immerhin kann der Mensch die Wölbung der Erde auf Grund dieses Größenverhältnisses mit bloßem Auge nicht erkennen.
Nehmen wir noch einmal ein aktuelleres Beispiel, den Klimawandel. Hier haben wir das eine Lager, das der festen Überzeugung ist, der Mensch wäre, beginnend mit der industriellen Revolution, verantwortlich für den Klimawandel. Der permanente Ausstoß von Co², verursacht durch eine Unmenge von Kraftwerken, Flugzeugen und Autos, führt dazu, dass sich unsere Erde immer weiter erwärmt. Dem entgegnen Klimawandelskeptiker, dass ein einziger Vulkanausbruch mehr Co² in die Erdatmosphäre pustet, als der Mensch es in mehreren Jahren könnte. Wie Du siehst gibt es zwei Lager, jedes hat seine eigene Denkweise (seinen Denker) und liefert permanent Beweise (durch den Beweisführer), dass die eigene Theorie stimmt.

Doch wozu kann dieses Wissen nun angewendet werden? Du hast doch sicherlich schon einmal von „falschen“ Glaubenssätzen gehört? Falsche Glaubenssätze sind Informationen, die uns über einen längeren Zeitraum „eingepflanzt“ wurden und uns in unserer Entwicklung behindern können. Dem Kind oder Jugendlichen wird während seiner Schulzeit permanent erzählt, wie dumm er ist. Dem Unpünktlichen wird immer und immer wieder gesagt, dass er unpünktlich ist. Dem mit ein wenig zu viel Körperfett wird immer gesagt, dass er dick und hässlich ist. Was diese Aussagen für die jeweilige Selbstwahrnehmung bewirken, kannst Du Dir sicher denken. Der Schüler wird sich auch nach der Schulzeit weiterhin für zu dumm halten, um etwas in seinem Leben zu bewirken, der Unpünktliche wird weiterhin zu spät kommen, weil er eben so ist, wie er ist, und der vermeintlich „Dicke“, wird sich nur selten trauen eine Frau anzusprechen (wo hier natürlich noch hinzukommt, dass er nur wenig Erfolg haben wird, denn sein Denken wirkt sich auch nach außen auf seine Ausstrahlung, Mimik, Gestik, etc. aus) Ebenso sind Sätze, wie „ich bin zu alt“, „ich bin zu jung“, „ich bin eine Frau/ein Mann“ sehr sehr oft zu hören, wenn es darum geht sich weiter zu entwickeln und eingefahrene Rollenmuster zu verlassen. Denn, was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen. Wenn ich mich für zu alt halte, dann werde ich auch nur Informationen finden, die eben genau das beweisen. Aber nun genug von der negativen Wirkung von „falschen“ Glaubenssätzen.

Wenn unser Denker dazu eingesetzt werden kann negative Dinge zu verstärken, dann muss es doch auch möglich sein, positive Dinge zu verstärken, oder? Natürlich ist das so. Wir können das Denker-Beweisführer-Prinzip dazu nutzen, „falsche“ Glaubenssätze umzuwandeln. Nehmen wir das Beispiel der Ich-bin-zu-alt-Aussage. Zu alt zu sein, liegt immer im Auge des Betrachters, mit den Menschen, mit denen man sich umgibt und selbstverständlich mit den Informationen, die man sich sucht. Ich höre diese Aussage oftmals von „älteren“ Arbeitnehmern, die sich für zu alt halten, um sich selbstständig zu machen oder den Job zu wechseln. Auch, wenn sie unzufrieden sind mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz und sich täglich auf's Neue aufraffen müssen um zur Arbeit zu gehen, so beißen sie doch lieber in den sauren Apfel, denn der Denker steckt in den alten Glaubenssätzen fest, dass Sicherheit wichtiger ist, als persönliches Glück, bzw. dem Entfalten der eigenen Fähigkeiten im Beruf. Hier fehlt einfach der richtige Impuls um diese Gedanken durch förderliche Gedanken zu ersetzen. Hat es einmal „klick“ gemacht, ergibt sich alles andere, wie von selbst. Hat man einmal den richtigen Gedanken gedacht, oder die richtige Information gefunden, wird eine Lawine an Gedankenverknüpfungen freigesetzt und das Gesetz der Anziehung und eben das Denker-Beweisführer-Prinzip verhelfen dazu, dass die alten Glaubenssätze abgelegt werden können.
Darum mein Appell an Dich, wenn Du in Deinem Leben immer wieder an einem Punkt an gelangst, an dem Du eine Ausrede vorschiebst alá „ich bin eben, wie ich bin“, denke doch mal darüber nach, ob Du nicht einem „falschen“ Glaubenssatz aufgesessen bist. Denn vergiss nicht, „Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen“.

Zum Abschluss möchte ich, dass Du wieder ein kleines Experiment durchführst. Dies hat jetzt zwar weniger mit Glaubenssätzen zu tun, soll aber einfach mal prüfen, ob der Denker auch Dein „Glück“ beeinflussen kann ;).Nimm Dir ein „Ein-Eurostück“ in die Hand. Betrachte es von allen Seiten und präge Dir das Aussehen so gut Du kannst ein. Nun stelle Dir so intensiv, wie möglich vor, wie Du eben jenes „Ein-Eurostück“ findest, auf der Straße, in Deiner Wohnung, im Einkaufswagen, etc. Spiele verschiedene Szenarien durch, zu denen Du eines finden könntest. Führe diese Übung ein paar Mal am Tag durch (immer wenn Du gerade Zeit oder nichts Besseres zu tun hast ;)). Ich bin gespannt, wann Du Dein erstes „Ein-Eurostück“ finden wirst :). Wenn Du noch etwas weiter gehen willst, dann beobachte doch mal, wie lange der Zeitraum von jetzt, bis zum Finden des ersten und der Zeitraum vom ersten bis zum zweiten, usw. dauert.

Danke für's Lesen.

Stefan

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